Auktion: 554 / Modern Art Day Sale am 08.06.2024 in München Lot 122000555


122000555
Ernst Ludwig Kirchner
Sennkopf (Martin Schmid), 1917.
Holzschnitt
Schätzpreis: € 20.000 - 30.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Sennkopf (Martin Schmid). 1917.
Holzschnitt.
Signiert und bezeichnet "Handdruck". Eines von 17 bekannten Exemplaren des ersten Druckzustands. Auf Blotting-Papier. 50 x 39,5 cm (19,6 x 15,5 in). Papier: 57,5 x 44 cm (22,6 x 17,3 in).
[CH].

• Beeindruckendes Format.
• Während Kirchners allererstem Aufenthalt auf der Stafelalp (oberhalb von Davos) 1917 entstehen 13 Holzschnitte, die zu den Höhepunkten in Kirchners Œuvre zählen.
• Eines der bekanntesten druckgrafischen Porträts aus der Davoser Schaffenszeit.
• Entsteht nach einer Fotografie Kirchners vom Davoser Bauern Martin Schmid (Roland Scotti, E. L. Kirchner. Das fotografische Werk, Davos 2005, Kat.-Nr. 66).
• Da dem Künstler in Davos noch keine Druckpresse zur Verfügung steht, führt er den Druckabzug von den Holzstöcken per Hand mit Reiber und Falzbein aus, sodass der Farbauftrag und der Charakter jedes Exemplars leicht variiert.
• Acht Exemplare dieses Holzschnitts befinden sich in Museumsbesitz: im Rijksmuseum Amsterdam, im Art Institute of Chicago, im Harvard Art Museum, Cambridge/Mass., im Kirchner Museum, Davos, im Kunstmuseum Bern, im Kupferstichkabinett der Staatl. Museen zu Berlin, in der Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf, und im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg
.

PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, S. 272, Kat.-Nr. 174 (m. ganzs. Abb., S. 273).

LITERATUR: Gustav Schiefler, Die Graphik Ernst Ludwig Kirchners, Bd. 2 (1917-1927), Berlin-Charlottenburg 1931, WVZ-Nr. H 277.
Annemarie u. Wolf-Dieter Dube, E. L. Kirchner. Das graphische Werk, München 1967, WVZ-Nr. H 308 I (von II).
Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner. Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bd. 4 (1917-1919), Bern 2015, WVZ-Nr. 859 I (von II, m. Abb.).
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Kunsthaus Lempertz, Köln, 698. Auktion, Moderne Kunst, 4.12.1993, Los 250 (m. Abb., Tafel 104).
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 267, SHG-Nr. 389 (m. Abb., S. 266).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 345, SHG-Nr. 776 (m. Abb.).

Von ihm, dem Sennbauern Martin Schmid, fertigt Kirchner 1917 bei seinem ersten Aufenthalt auf der Stafelalp einen Holzschnitt, ein beeindruckendes Dokument Kirchner’scher Bildniskunst mit dem ihn faszinierenden Tinzenhorn im Hintergrund. Und Kirchner fotografiert nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, Anna, mit den beiden Söhnen Martin und Hermann, vermutlich im Sommer 1917. Spuren von Schnee zwischen den Balken lassen das Foto in den Winter 1918/19 datieren. Von seinem Sanatoriumsaufenthalt in Kreuzlingen kehrt Kirchner also im Juli 1918 nach Davos zurück und bewohnt die von Martin Schmid ihm überlassene Hütte auf der Stafelalp; erst ab dem 20. September zieht Kirchner in das winterfeste Bauernhaus "In den Lärchen", welches ihm die Familie Andres Müller aus der Hofgruppe "In den Lärchen" oberhalb der "Längmatte" in Frauenkirch zur Verfügung stellt. Jeder einzelne Lebensort ist so mit einer Vielzahl von Arbeiten verbunden, auch die Vielseitigkeit der eingesetzten Medien ist erstaunlich: Neben zum Teil recht großen Ölgemälden entstehen Serien von Holzschnitten, Radierungen, Aquarellen, Zeichnungen, Holzskulpturen und gewebte Teppiche nach Kirchner’schen Motiven. Trotz seiner psychischen Belastung und teilweise auftretenden Lähmungen ist die erste Zeit in Davos im Sommer 1917 und anschließend ab Sommer 1918 äußerst produktiv, entwickelt Kirchner zusehends seinen Davoser Stil und entfernt sich immer weiter vom ursprünglichen "Brücke"-Malstil der Dresdner und Berliner Zeit. [MvL]



122000555
Ernst Ludwig Kirchner
Sennkopf (Martin Schmid), 1917.
Holzschnitt
Schätzpreis: € 20.000 - 30.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.