Liegende (Kirchner und Fränzi im Atelier). 1910.
Tusche über Wachskreide.
Links unten signiert und datiert. Verso bezeichnet "Liegende". Auf festem, chamoisfarbenem Aquarellpapier. 34,6 x 43,1 cm (13,6 x 16,9 in), blattgroß.
Im gleichen Jahr hat Heckel diese Zeichnung leicht variiert und spiegelverkehrt als Lithografie gedruckt (vgl. Ebner/Gabelmann 448 L). [JS].

• Aus der besten "Brücke"-Zeit.
• Seltene gemeinsame Darstellung von Kirchner und der jungen Fränzi (geb. 1900), dem bedeutendsten Modell der "Brücke"-Künstler.
• 1910/1911: Heckel, Kirchner und Pechstein zeichnen und malen Fränzi an den Moritzburger Seen und im Dresdner Atelier.
• Dargestellt ist der Nebenraum von Kirchners Dresdner Atelier mit seiner Wandgestaltung mit stilisierten Bäumen und Liebespaaren.
• Faszinierend sind die intuitiv gesetzten schwarzen Akzente in Tusche, vor allem die lediglich aus Strichen bestehenden dünnen Beine und das in scharfer Kontur umrissene Kleidchen.
• In zahlreichen großen deutschen Museen ausgestellt.

Das Werk ist im Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, verzeichnet. Wir danken Frau Renate Ebner für die freundliche Unterstützung.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (1998 vom Vorgenannten erworben, verso mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Erich Heckel. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphik aus dem Privatbesitz des Künstlers, Kunst- und Gewerbeverein, Nürnberg, und Fränkische Galerie am Marientor, 1964, Kat.-Nr. 87.
Erich Heckel, Brücke-Museum Berlin, 1976, Kat.-Nr. 19.
Erich Heckel. Zeichnungen, Kunsthalle Tübingen / Kunsthistorisches Museum, Bielefeld, 1976, Kat.-Nr. 35.
Brücke-Museum Berlin (Dauerleihgabe aus dem Heckel-Nachlass von 1976 bis 1994).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1998-2017).
Die Brücke in Dresden 1905-1911, Dresdener Schloss, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, Galerie Neue Meister, 20.10.2001-6.1.2002, Kat.-Nr. 240.
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, S. 134, Kat.-Nr. 78.
Der Blick auf Fränzi und Marcella, Sprengel Museum, Hannover, 2010, Kat.-Nr. 84.
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Ernest Rathenau, Erich Heckel. Handzeichnungen, Berlin 1973, Kat.-Nr. 12 (m. SW-Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 170-171, SHG-Nr. 384 (m. Abb.).

"Als wir [..] beisammen waren, vereinbarte ich mit Heckel und Kirchner , dass wir zu dritt an den Seen um Moritzburg nahe Dresden arbeiten wollten [..] Wir mußten zwei oder drei Menschen finden, die keine Berufsmodelle waren und uns daher Bewegung ohne Atelierdressur verbürgten. Ich erinnerte mich an meinen alten Freund, den Hauswart in der Akademie [..] Er wies uns an die Frau eines verstorbenen Artisten und ihre beiden Töchter [Fränzi und Marcella (?)]. Ich legte ihr unser ernstes künsterlisches Wollen dar. Sie besuchte uns in unserem Laden in der Friedrichsstadt, und da sie dort ein ihr vertrautes Milieu vorfand, war sie damit einverstanden, dass ihre Töchter sich mit uns nach Moritzburg aufmachten [..]. Wir lebten in absoluter Harmonie, arbeiteten und badeten. Fehlte als Gegenpol ein männliches Modell, so sprang einer von uns dreien in die Bresche. Hin und wieder erschien die Mutter, um als ängstliches Huhn sich zu überzeugen, daß ihren auf dem Teich des Lebens schwimmenden Entenküken nichts Böses widerfahren sei."
Max Pechstein, Erinnerungen, zit. nach: Gerd Presler, E. L. Kirchner. Seine Frauen, seine Modelle, seine Bilder, München/New York 1998, S. 37.

In guter Erhaltung. Schwach gebräunt. Linke untere Ecke mit kleinem Papierverlust. Vereinzelt geringfügig berieben.
Nähere Informationen zum Zustand entnehmen Sie bitte der Großdarstellung / Abbildung Rückseite.