Lexikon
Zeitgenössische Figuration

Eine verstärkte Rückkehr zu einer figurativ-gegenständlichen Kunstauffassung ist seit den 1990er Jahren bemerkbar. Diese Erscheinung erfasste vor allen Dingen die Malerei, wenngleich auch Zeichnung, Skulptur und Neue Medien von dieser Strömung ergriffen wurden.
Das Phänomen der zeitgenössischen Figuration ist vielgestaltig. Einerseits beschäftigen sich die Künstler mit der Erforschung von Räumen, in Stillleben arrangierten Gegenständen und Landschaften. Andererseits widmen sich die Künstler der Darstellung der menschlichen Figur und des menschlichen Körpers, wobei ihr Hauptaugenmerk sowohl auf der Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen, Identitätsfragen und Rollenentwürfen als auch auf den unterschiedlichen Körperbildern im Spiegel subjektiver Leibwahrnehmung liegt. Dieser Befund stellt klar, dass sich die Künstler den klassischen, über die Jahrhunderte tradierten Gattungen zuwenden.
Auffällig ist das breite Spektrum künstlerischer Herangehensweisen und stilistischer Handschriften, das von fotorealistischer Detailgenauigkeit (Terry Rodgers) über betont malerische Zugriffe (Jenny Saville) bis hin zu einer gestischen Auffassung (Maria Lassnig) reicht.
Innerhalb der Strömung der zeitgenössischen Figuration sind seit den 1990er Jahren eine Reihe eigener Prägungen wie die Neue Leipziger Schule, die Norddeutschen Realisten oder Ausformungen wie Stuckismus, Massurrealismus, Lowbrow Art und Toyismus anzuführen.
Zu den wichtigsten Künstlern, in deren Werk die Themenfelder und Ausdrucksformen der zeitgenössischen Figuration bemerkbar sind, zählen ferner Hans Aichinger, Tim Eitel, Stephen Conroy, Peter Doig, Marlene Dumas, Slawomir Elsner, Eric Fischl, Eberhard Havekost, Alex Katz, Konrad Klapheck, Neo Rauch, Cornelia Schleime, Leif Trenkler, Cornelius Völker und Matthias Weischer.