Lexikon
Flämischer Manierismus

Innerhalb des nordalpinen Manierismus lässt sich der flämische Manierismus als eigene Bewegung eingrenzen. Der Maler und Radierer Frans Floris (um 1517-70) ist der führende Vertreter des flämischen Manierismus. In Antwerpen geboren, erhielt er seine künstlerische Ausbildung zunächst bei Lambert Lombard in Lüttich, ehe er sich - wie es für die Maler im 16. und 17. Jahrhundert üblich war - in Italien weiterbildete. Zurück in Antwerpen gründete er in den 1550er Jahren eine bald florierende Werkstatt, in der Stecher wie Philip Galle, Cornelis Bos oder Cornelis Cort Stichreproduktionen seiner Vorlagen besorgten. Charakteristisch für die künstlerische Handschrift des Frans Floris sind die typischen Stilmerkmale, wie er sie in der manieristischen Kunst südlich der Alpen kennenlernen konnte: Überlängte, schlanke Figuren und Gliedmaßen sowie verhältnismäßig kleine Köpfe und scharfe Helldunkelkontraste. Weitere wichtige Vertreter des flämischen Manierismus sind Jan Mandyn, Marten de Vos und Otto van Veen.
Für den Bereich der Architektur sind die Verdienste von Frans Floris' älterem Bruder, dem Bildhauer, Dekorateur und Architekten Cornelis Floris (1514-75), besonders hervorzuheben, der aus einer Reihe von Ornamentformen wie Knorpeln, Maskarons, Ranken, Voluten, Rollwerk und Ohrmuscheln ein neuartiges, reiches Dekorationssystem entwickelte, mit dem Bauwerke phantasievoll verziert wurden. Dieser sogenannte Florisstil fand über die Stiche des Hans Vredemann de Vries in Nordeuropa rasche Verbreitung. Als Hauptwerk des Florisstils gilt das in Floris' Heimatstadt Antwerpen zwischen 1561 und 1565 erbaute Rathaus.