Lexikon
Der Kreis der Dômiers

Das Pariser Café du Dôme entwickelte sich ab 1905 zum Treffpunkt der mittel- und nordeuropäischen Künstler in der französischen Hauptstadt. Die Bedeutung des Kaffeehauses als kulturelle Austauschstätte war im Europa des beginnenden 20. Jahrhunderts eine der Triebkräfte der Avantgarde. So wurden die Künstler, die sich im Café du Dôme regelmäßig trafen, als "Dômiers" bekannt. Die Bezeichnung prägte Guillaume Apollinaire, der am Anfang 23 "Dômiers" zählte. Die relativ kleine Gruppe ließ den Maler Hans Purrmann (1880-1966) von einer "Familie" sprechen.
Ein prägendes Erlebnis für die "Dômiers" war die Ausstellung der Fauvisten auf dem "Salon d'Automne" von 1905. Vor allem das Werk Henri Matisses begeisterte die "Dômiers" und der Maler wurde zur Leitfigur ihres Kreises, obwohl nicht alle bedingungslos mit dem Fauvismus einverstanden waren. Die regen Diskussionen über moderne Kunst, die daraufhin regelmäßig im Café du Dôme stattfanden, zogen immer mehr Künstler an. Bald entstand der Wunsch, eine "Académie Matisse" zu gründen, was schließlich die Deutschen Hans Purrmann und Margarethe und Oskar Moll 1908 verwirklichten. Henri Matisse begrüßte die Idee und begutachtete das Werk der stetig ansteigenden Anzahl von Schülern.
Bald erlangte der Kreis der "Dômiers" eine beachtliche Bekanntheit in Deutschland. 1911 stellten einige "Dômiers" in Paul Cassirers Berliner Galerie und 1914 bei Alfred Flechtheim in Düsseldorf aus. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges löste sich der Kreis der "Dômiers" weitgehend auf. Die Ankündigung einer Ausstellung 1919 in Hannover ist die letzte vom Kreis der "Dômiers" hinterlassene Spur. Zur Gruppe gehörten neben Hans Purmann und Margarethe und Oskar Moll auch Rudolf Levy, Walter Bondy, Albert Weisgerber, Martin Bloch, Herbert Fiedler, Carl Einstein und andere.