Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 142

 

142
Pablo Picasso
Picador, Femme et Cheval (épreuve rincée), 1959-1964.
Linolschnitt. Negativdruck der Zeichnungsplatte...
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Picador, Femme et Cheval (épreuve rincée). 1959-1964.
Linolschnitt. Negativdruck der Zeichnungsplatte in Deckweiß, mit Tusche gehöht und mit der Dusche abgespritzt.
Bloch 913. Baer 1238 C. Unten mittig signiert, datiert und gewidmet "pour mon ami Bloch le 4.6.69". Einer von wohl 5 Épreuves rincées. Auf Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 64 x 53 cm (25,1 x 20,8 in). Papier: 75 x 62 cm (29,5 x 24,4 in).

• Aus der Sammlung von Georges Bloch, dem WVZ-Verfasser der Grafik Pablo Picassos.
• Einer von wohl 5 Épreuves rincées.
• Aufgrund der besonderen Drucktechnik ein Unikat.
• Von großer Seltenheit
.

PROVENIENZ: Georges Bloch, Zürich.
Galerie Michael Neumann, Düsseldorf.
Privatsammlung (1988 vom Vorgenannten erworben).

LITERATUR: Georges Bloch, Pablo Picasso, Catalogue de l’œuvre gravé et lithographié, Bd. 4, Bern 1979, S. 6-7.

Ende der 1950er Jahre entdeckt Picasso den Linolschnitt als eine neue Technik für sich und wie immer, wenn er für sich Neuland entdeckt, schreitet er dessen Bandbreite in allen Möglichkeiten ab. Die an sich spröde Technik, die auch handwerklich große Anforderungen an den Ausführenden stellt, erweist sich bei Picasso als Glücksfall. Er ringt dem Material ungewohnte Seiten ab, die sich vor allem in einer völlig neuen formalen Konzeption niederschlagen. Picasso erfindet den Linolschnitt praktisch neu. Mithilfe des Druckers Arnera entwickelt er 1963/64 eine Methode, um scheinbar einen positiven Abdruck eines alten oder neuen Linolschnitts zu erhalten. Grundsätzlich ist das Besondere seiner Linolschnitte, dass er mit dem Hohleisen zeichnet. Wie bei einer Bleistiftzeichnung ist in spontan fließenden Linien das Motiv festgehalten. Beim Druck ergibt sich nun ein Negativ-Abdruck des Motivs, das heißt die eingeschnittenen Linien werden weiß gedruckt und alles andere erscheint schwarz. Dies ergibt insgesamt ein recht dunkles Gesamtergebnis. Um dies zu umgehen und einen hellen Druck zu erzeugen, entwickelt Picasso eine neue Drucktechnik. Die Druckplatte wird mit weißer Druckerfarbe eingestrichen, es wird weiß auf weiß gedruckt und aus der Druckerpresse kommt nun ein vollkommen weißes Blatt. Die weiße Druckerfarbe wirkt wie eine Art Imprägnierung. Im nächsten Schritt überzieht Picasso das Motiv mit einer dünnen Schicht aus chinesischer Tusche, die nicht wasserlöslich ist. Dort wo die weiße Druckerfarbe das Blatt nicht versiegelt, saugt das Papier die Tusche auf. Jetzt wird das Papier in der Dusche abgewaschen. Dort wo die weiße Druckerfarbe zwischen Papier und Tusche liegt, kann diese abgewaschen werden und die typischen Spritzer im Rand entstehen. Da die Tuschlavierung per Hand aufgetragen wird und jedes Mal einen anderen Schwung und eine andere Intensität hat, ist jeder dieser Ducke ein Unikat. Diese Drucke, die außerhalb der Auflage entstehen, nennen sich aufgrund ihrer Entstehung "Épreuve rincée". Einmal mehr zeigt Picasso hier seine künstlerische Genialität, die ihn zu einem der berühmtesten Künstler aller Zeiten macht. [SM]



142
Pablo Picasso
Picador, Femme et Cheval (épreuve rincée), 1959-1964.
Linolschnitt. Negativdruck der Zeichnungsplatte...
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)